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GCM 1-2017

GERMAN COUNCIL . RESPEKT EINE FrAGE DES rESPEKtS Wie sich der Begriff durch unsere Gesellschaft zieht – eine Bestandsaufnahme respekt (lateinisch respectus »Zurückschau- en, rücksicht, Berücksichtigung«, auch re- specto »zurücksehen, berücksichtigen«) be- zeichnet eine Form der wertschätzung, Auf- merksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einem anderen Lebewesen (respektsperson) oder einer Institution. Eine Steigerung des respektes ist die Ehrfurcht, etwa vor einer Gottheit. Im Gegenteil heißen die Begriffe respektlosigkeit, Missachtungen und gestei- gerte Verachtung. Respekt beinhaltet nicht notwendigerweise Achtung, aber eine respektvolle Haltung schließt bedenkenloses egoistisches Verhal- ten aus. Die Respektvorstellung ist etwas Vo- rausgehendes und leitet sich nicht aus einer Rechtsvorstellung ab. Aspekte des Respekts können sehr mannigfaltig sein und äußern sich in verschiedenen Gesellschaften auch unterschiedlich. Kulturell bedingte Verschie- denheiten im Verhalten, in der Selbst- und Außenwahrnehmnung können unbeabsich- tigt den Anschein von Respektlosigkeit oder gar Tabuverletzung erwecken. Respekt im Privaten und �ffentlichen Der Begriff Respekt spielt in der Jugendspra- che und im jugendlichen Alltag in unter- schiedlichen Facetten eine sehr große Rolle. Respekt bedeutet dabei unter anderem Ach- tung, Höflichkeit, Fairness, Anerkennung, Au- torität, Toleranz, Vorsicht und Prestige. Res- pektloses Verhalten dagegen kann mit den Begriffen Geringschätzung, Herablassung, Demütigung, Missachtung, Kränkung oder Misshandlung beschrieben werden. Respekt entfaltet seine Wirkung aber nicht nur im privaten Raum. Grundlagen einer funktionierenden Gesellschaft sind Gleichheit und Gerechtigkeit. Diese Ziele umzusetzen, ist nur durch respektvolles Verhalten aller Ak- teure untereinander möglich. Dieser Forde- rung liegt der Gedanke zugrunde, dass der Mensch für ein menschenwürdiges Leben, wie es ihm laut Grundgesetz zusteht, gesell- schaftliche Anerkennung oder – weiter ge- fasst – psychische Unversehrtheit, die unter anderem auch auf Respekt fußt, ebenso benö- m o c a . i l o t o f - s o m i s s i v a r b © 1 GCM 1 / 2017 tigt wie körperliche Gesundheit. Denn Bestä- tigung ist – ganz besonders auch in der iden- titätsbildenden Jugend – wichtig, um ein po- sitives Selbstbild zu entwickeln und sich so überhaupt selbst respektieren zu können. Respekt wird als menschliches Grundbedürf- nis gesehen und zählt daher zu den schüt- zenswerten Gütern. Entsprechend ringen die Menschen einerseits um Respekt für sich, an- dererseits existieren respektsichernde und -erhaltende Strukturen. Respekt beruht dabei auf gesellschaftlicher Interaktion. Er be- stimmt die Art des gesellschaftlichen Mitein- anders, zum Beispiel in der Familie, im Freun- deskreis, im Verein, im beruflichen Umfeld und in der Schule. Respekt – eine Frage des sozialen Umfelds Das Ringen um Respekt in der Gesellschaft wird vom Soziologen Pierre Bourdieu als Kampf um symbolisches Kapital in bestimm- ten Gesellschaftsbereichen erklärt. Symboli- sches Kapital ist dabei Resultat der Eigen- schaften, die ein Individuum auszeichnen. Dazu zählen soziales, kulturelles und ökono- misches Kapital. Bei sozialem Kapital handelt es sich um persönliche Ressourcen (gemein- hin als Netzwerke oder »Vitamin B« bekannt), kulturelles Kapital sind unter anderem Bil- dung, Titel (zum Beispiel ein Schulabschluss) und wertvolle Kulturgüter. Ökonomisches Kapital lässt sich direkt in Geld umwandeln, ist also persönlicher Besitz. Je nach sozialem Feld wird eine andere Kombi- nation der Kapitalarten relevant. Die sozialen Felder unterscheiden sich einerseits danach, ob sie sich in der öffentlichen oder der priva- ten Sphäre befinden und andererseits in ihrer Zusammensetzung. Je nachdem, wo man sich gerade bewegt, gibt es Differenzen, wer wem warum (keinen) Respekt entgegenbringt. Das Geschlecht beeinflusst dies ebenso wie die

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