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GCM 1-2017

Generationenzugehörigkeit. Jede Familie hat andere Maßstäbe. Auch von Freundeskreis zu Freundeskreis und ganz allgemein von kultu- rellem Milieu zu Milieu, von Land zu Land gibt es Unterschiede. Die Bedeutung von Respekt fr unterschiedliche Gruppen Für die meisten Menschen zählen, und dies zeigen unterschiedliche Studien, Anerken- nung, Respekt und Toleranz zu den wichtigs- ten Werten. Die YouGov-Studie des gleichna- migen Marktforschungsinstituts aus dem Jahr 2011 untersuchte, ob es Unterschiede zwi- schen den Wertvorstellungen der Bevölke- rung und von Abgeordneten gibt. Die Ergeb- nisse der Untersuchung: Bei den über 16-Jäh- rigen sind Respekt und Toleranz nach Gerech- tigkeit, Ehrlichkeit und Familie die beiden wichtigsten Werte. Die Relevanz von Anerken- nung belegen auch andere Studien, die mit ähnlichen Begriffen gearbeitet haben, etwa »Jugend. Werte. Zukunft.« von Heinz Reinders aus dem Jahr 2005. Wichtig sind Werteorien- tierungen, weil Menschen ihr Verhalten in der Regel an ihnen ausrichten und zum Ziel ha- ben, die genannten Werte zu verwirklichen. Werte sind ein Orientierungsrahmen für das Leben. Besonders wichtig ist der Wert Respekt jedoch für sogenannte bildungsferne Jugend- liche, wie die Studie »Unsichtbares Politikpro- gramm« der Bundeszentrale für politische Bil- dung aus dem Jahr 2012 zeigt. Sie fühlen sich häufig gesellschaftlich ausgeschlossen und als Opfer ungerechter Behandlungen. Dies re- sultiert jedoch nicht nur aus Exklusionen im Beruf oder in der Schule, sondern gerade auch aus der für sie herablassenden und de- mütigenden Behandlung als Sorgenkinder, die sie in ihrem Umfeld erfahren. GERMAN COUNCIL . RESPEKT . m o c o t o h p k c o t s i – s s e c t i F e h t a e r B © gelnden Respekt gegenüber bestimmten Be- völkerungsgruppen gibt, und formuliert den Anspruch, dies zu überwinden. Diese Rege- lungen gelten dabei besonders für den öf- fentlichen Lebensbereich, also Beruf, Schule oder allgemein staatliche Institutionen. Nie- mand darf bei einer Bewerbung beispiels- weise wegen seiner Herkunft benachteiligt werden. Das Allgemeine Gleichbehandlungs- gesetz ist notwendig, denn fast die Hälfte der migrantischen Bevölkerungsgruppen in Deutschland und besonders die Migranten aus der Türkei und Russland fühlen sich ge- rade wegen ihres Migrationshintergrunds weniger anerkannt als Menschen ohne Mig- rationshintergrund. gleich zu Männern über Jahrhunderte im Öf- fentlichen und im Privaten anders, also un- gleich behandelt und nicht respektiert. Die Frage ist heute, ob Frauen gegenüber der an- gemessene Respekt ausgedrückt wird, indem sie wie Männer behandelt werden – also gleich – oder ob sie wegen ihres Geschlechts anders behandelt werden sollten, um einen möglichen Nachteil zu überwinden. Bei bildungsfernen Jugendlichen ist diese Fra- ge besonders relevant: Respekt ergibt sich für sie nicht aus einer Andersbehandlung als »Problemfall«, sondern aus Gleichbehand- lung. Denn Andersbehandlung impliziert Schwäche; und Schwäche verdient aus der Sicht der Jugendlichen keinen Respekt. Respekt im ffentlichen und privaten Raum Respekt – eine Sache der feinen Unterschiede? Der Staat schtzt die Menschenwrde Respekt ist – das wird bereits hier deutlich – keine Selbstverständlichkeit. Er wird Men- schen aus den unterschiedlichsten Gründen verwehrt. Das Allgemeine Gleichbehand- lungsgesetz (AGG) aus dem Jahr 2006 be- nennt in Artikel 1 Aspekte, warum Menschen auch heute noch benachteiligt werden: »Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethni- schen Herkunft, des Geschlechts, der Religi- on oder Weltanschauung, einer Behinde- rung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.« Der Staat erkennt durch dieses Gesetz an, dass es man- Das Grundgesetz fordert in Artikel 3 eine Gleichheit vor dem Gesetz und damit auch Vergleichbarkeit in der Behandlung durch den Staat. Es hat jedoch nicht das Ziel, tatsächliche Gleichheit herzustellen. Vielmehr wird sogar von einigen Rechtsgelehrten von einer »fakti- schen Ungleichheit« aller Menschen ausge- gangen. Die Frage also lautet: Sollen Menschen vom Staat respektiert werden, weil sie – wie es das Grundgesetz formuliert – »gleich« sind oder gerade, weil sie sich voneinander unterschei- den? Beispielsweise wurden Frauen im Ver- Auch die Anerkennung der Menschenwürde gehört zu den unveränderbaren Rechten des Grundgesetzes: Artikel 1 bezeichnet die Wür- de des Menschen als »unantastbar«. Der Arti- kel beinhaltet sowohl ein Abwehrrecht gegen- über dem Staat als auch einen Schutzan- spruch, der an den Staat gerichtet ist. Den Schutz der Menschenwürde und damit den Schutz vor bestimmten Respektverletzungen gewährleistet der Staat durch Gesetze. Bei- spielsweise verbietet der Gesetzgeber Beleidi- gungen und stellt diese unter Strafe (Strafge- setzbuch, Paragraf 185). Weitere Maßnahmen GCM 1 / 2017 1

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