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GCM 2-2017

GERMAN COUNCIL . VERANTWORTUNG . e d o t o f - t n e v e - n i l r e b l , r e l i e W u a P - r e t e P © Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier be- grüßte dankenswerterweise in seiner Amtsan- trittsrede besonders, dass aktuell eine wach- sende Zahl von Menschen sich für ein verein- tes Europa engagieren und lobte die Initiative »Puls für Europa«, die von einem Frankfurter Anwaltsehepaar ins Leben gerufen wurde und schon mit zunehmendem Erfolg große Zusam- mentreffen in vielen deutschen Städten unter anderem auch auf dem Gendarmenmarkt in Berlin organisiert. Es ist sehr ermutigend, dass sich dort vor allem viele junge Menschen ver- sammeln, die sich für ein vereintes, friedli- ches, weltoffenes, freies, demokratisches und kulturell farbenreiches Europa einsetzen. Was den neuen US-Präsidenten angeht, kann ich nur sagen, dass mir Donald Trump schon seit langem große Sorgen bereitet. Das Ver- ächtlichmachen von Richtern und sein Um- gang mit den Medien sind respektlos. Gerade die freie Presse ist doch für eine Demokratie unerlässlich. Ich erinnere mich, als ich damals mit den Grünen ins deutsche Parlament einge- zogen bin, an den Beschluss, die Fraktionssit- zungen öffentlich abzuhalten. Einige radikale grüne Abgeordnete forderten jedoch, die Kor- respondentin der BILD-Zeitung auszuschließen. Ich sprach mich damals entschieden und mit Erfolg dagegen aus. Besagte BILD-Journalistin war damals übrigens Doris Köpf, die spätere Ehefrau von Gerhard Schröder. Mit Blick auf die Geschehnisse in den USA ver- suche ich allerdings, die Gemüter ungeachtet aller berechtigten Sorgen ein wenig zu beru- higen. Als bekennender aber keineswegs un- kritischer Transatlantiker bin ich zuversicht- lich, dass unsere deutsch-amerikanischen Be-  GCM 2 / 2017 ziehungen insgesamt so gefestigt sind, dass die Spannungen nicht ausufern werden. Allen Beteiligten einschließlich der Verantwortlichen in der US-Regierung kann ich nur raten, den freien Handel nicht in Frage zu stellen, son- dern auf vernünftige Weise weiterzuentwi- ckeln und einen Rückfall in den Protektionis- mus, der allen schaden würde, unter keinen Umständen zuzulassen. Welche ist Ihrer Meinung nach die größte He- rausforderung für die Menschheit in den nächsten zehn Jahren? Otto Schily: Ich scheue mich vor Superlativen. Manche sagen, es sei der Klimawandel. Da sollte man sich allerdings schon unter diesem Vorzeichen fragen, ob unsere deutsche Ener- giepolitik besonders intelligent ist. Ich als ehe- maliger Grüner halte sie jedenfalls unter vielen Gesichtspunkten für völlig verfehlt, bin aller- dings damit wohl einstweilen noch nahezu ein einsamer Rufer in der Wüste. Immerhin meh- ren sich inzwischen die kritischen Stimmen. Die vielleicht größte Herausforderung ist mei- nes Erachtens der gesellschaftliche Zusammen- halt. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir in Ent- wicklungen hineingeraten, die wir derzeit im Nahen Osten sehen. Aber auch auf viele Fragen rund um das Thema Migration fehlen noch die richtigen Antworten. In diesem Zusammenhang bin ich – bei aller Anerkennung für ihr humani- täres Engagement – auch nicht mit Bundes- kanzlerin Angela Merkel einverstanden. Ihre Migrationspolitik weist leider zahlreiche Defizi- te auf und hat uns in eine schwierige Lage ma- növriert, deren wahre Ausmaße wir vermutlich erst in den kommenden Jahren erkennen wer- den. Abschließende Frage: Gibt es noch einen Wunsch, den Sie sich Sie in Ihrem Leben noch erfüllen möchten? Otto Schily: Ich bin bekanntlich ein großer Musikfreund. Eines meiner schönsten Erlebnis- se war, dass ich vor einigen Jahren das Adagio aus einem Klavierkonzert von Mozart gemein- sam mit Justus Frantz als Solist am Pianoforte und ich als Dirigent des Orchesters »Philhar- monie der Nationen« im Konzerthaus am Gen- darmenmarkt musizieren durfte. Wenn sich so eine ähnliche Gelegenheit noch einmal erge- ben würde, wäre das einfach ein großartiges Geschenk – zuallererst für mich – und hoffent- lich aber auch für das Publikum. Das Gespräch führte Thorsten Müller, Chefredakteur German Council Magazin . e d o t o f - t n e v e - n i l r e b l , r e l i e W u a P - r e t e P © Gastfreundschaft in Berlin: Dr. Marcus Faber, Referent Handel und Kommunales des ZIA und German Council Magazin Chefredakteur Thorsten Müller trafen Dr. h.c. Otto Schilly zum Gespräch in der Zentrale des ZIA, nahe dem Brandenburger Tor.

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