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GCM 2-2017

GERMAN COUNCIL . POLITISCHE ARBEIT ruhig stellen. Gelegentliche Terrorwarnungen stabilisieren dann das Ganze – in seinem Ro- man »Globalia« hat Jean-Christophe Rufin eine solche Ordnung beschrieben: das gruselige Ge- genbild zu einer ebenso gruseligen Ökodikta- tur, mit deren Gespenst heute sogar das neuli- berale Flügelpersonal der Grünen herumfuch- telt. Ohne eine kräftige Belebung der parla- mentarischen, gewaltengeteilten De mokratie könnte sich Hoffnung auf eine befriedete Welt dann nur noch auf eine quasievolutionäre Ent- wicklung stützen: auf die Erwartung, dass das Wachstum im globalen Süden langfristig die Geburtenrate fallen lässt. Nach sechs oder sieben Generationen würde ein solcher Entwicklungspfad dann in eine Welt führen, in der 3 Milliarden Menschen der Erde nicht mehr so viel antun könnten. Aber dieser Pfad ginge durch das Fegefeuer der Erderwärmung, kriegerischer Auseinan- dersetzungen um Rohstoffe und Wasser und Glaubenskriege aller Art; er hätte – wenn auch auf völlig anderer Grundlage – große strukturelle Ähnlichkeit mit der Welt vor dem Wachstum. Die Integrationsmechanismen der vorbürgerlichen Gesellschaften hießen Ge- walt und Religion. Es dauerte Jahrhunderte, bis Wissenschaft, Klassenkampf und Revoluti- onen Demokratieforderungen hervortrieben, bis Technik und Wissenschaft das Leben der Massen leichter und länger werden ließen. Bis heute aber bricht sich die Forderung nach Wirtschaftsdemokratie am Primat des Privat- eigentums. Die Einsicht, »dass es so nicht weitergeht«, breitet sich seit den siebziger Jahren aus. Eine andere Welt ist möglich; die materiellen Voraussetzungen für eine neue Stufe der Zivilisation sind gegeben. Aber für viele Postwachstums-Denker liegen die politi- schen Rahmenbedingungen für den Über- gang dorthin – so Harald Welzer – »jenseits des Gegebenen«. Solche Resignation gegen- über den politischen Institutionen aber ver- stärkt das Ausweichen auf die tausend Arten, »bei uns selbst anzufangen«, und tragfähige Inseln der Zukunftsfähigkeit zu bauen, denn »das geht sofort«. Gegen die Hoffnung auf einen allmählichen Wandel von unten sprechen nicht nur die sich schließenden Zeitfenster, sondern auch die historische Erfahrung, dass nicht Erkenntnis- se oder die noch so progressiven Subkulturen das politische und soziale Gewebe von Gesell- schaften dauerhaft verändern, sondern nur die normativen Zwänge, die Notlagen, die Ka- tastrophen, die Kriege.  GCM 2 / 2017 n h u L a n n A © freier Journalist für die ARD und im Feuilleton der Wochenzeitung Die Zeit. Von 1991 bis 1994 leitete er die Zeitschrift Wochenpost in Berlin als Chefredakteur. Seit 1995 schreibt er als freier Journalist für Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung, die deutsche Aus­ gabe von le monde diplomatique, für die tageszei­ tung, die Zeitschriften GEO und Theater heute: vor allem über die »Zukunft der Arbeit« und die Auswirkungen der Globalisierung auf Kultur und Gesellschaft. Früher schrieb er regelmäßig Essays für die taz­Kolumne Das Schlagloch. Darüber hinaus ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac und im PEN­Zentrum Deutschland. Mathias Greffrath Als Jimmy Carter 1977 zur Lösung der Ener- gie- und Umweltkrise aufrief, zu einem Be- wusstseinswandel und zur Schaffung neuer Institutionen, sagte er, diese Anstrengung sei »the moral equivalent of war, except that we will be uniting our efforts to build and not to destroy«. Er meinte damit das gesellschaftli- che Gesamtkunstwerk einer demokratischen Konstruktion normativer Zwänge, die eine große Wende ermöglichen. Alle Überlegungen zur »Postwachstumsge- sellschaft«, alle Pioniertaten könnten Übun- gen in Vergeblichkeit bleiben, wenn sie nicht mit einer Politisierung der ökologischen Akti- visten und einer Instandbesetzung der politi- schen Institutionen einhergehen. Denn noch stehen diese, aber ihre Fundamente schwan- ken und ihre Fassaden sind durchlöchert. Zur- zeit scheint das die anstrengendere, langwei- ligere, langwierigere, gelegentlich gar ver- achtete Arbeit zu sein – aber es gibt nicht nur einen Peak Oil, einen Peak Soil, einen Peak Water, es gibt auch einen Peak Democracy. Ein Gastbeitrag von Mathias Greffrath Nach seinem Wehrdienst studierte Greffrath an der FU Berlin Soziologie, Geschichte und Psychologie. Nach dem Studium wurde er Lehr­ beauftragter der FU Berlin und arbeitete als Mein Wunsch an die Branche: Offener, trans- parenter Umgang miteinander. DR. LUDWIG VOGEL Head of Retail Properties bei der Warburg-HIH Invest Real Estate GmbH Mein Wunsch an die Branche: Dass sie flexi- bel genug ist, damit Stadt und Handel auch die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen. MATTHIAS PFEIFER Geschäftsführender Gesellschafter bei RKW Architektur +

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