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GCM 3-2017

GERMAN COUNCIL . INTUITION Kommentar: Von der Seitenlinie KoPF oDEr BAUCH? BEIDES BIttE! wäre die Zukunft vorhersehbar, dann wären Immobilieninvestitionen eine einfache An- gelegenheit. Doch da dies nicht der Fall ist, sind es die Zahlen und Erfahrungen aus der Vergangenheit, auf deren Basis Investitions- entscheidungen getroffen werden. Inzwi- schen sind wir in einem Markt unterwegs, der über die Jahre zunehmend transparenter geworden ist. Das heißt, Marktdaten und Marktinformationen stehen Investoren im- mer reichhaltiger zur Verfügung. Eine Flut an Informationen hat sich da aufgebaut, die in immer komplexere Kalkulationen fließt. Doch die verbreitete Ansicht ist trü- gerisch, dass mit der zunehmenden Daten- fülle alles messbar und berechenbar wird. Denn Menschen handeln nicht immer rati- onal. Und dieser Umstand lässt sich nicht mit Zahlen bändigen. Um sich nicht selbst aufs Glatteis zu führen, sollten sich Inves- toren den Hang zu irrationalen Handlungen und die damit verbundene Unberechenbar- keit immer vor Augen halten. Das bewahrt vor übermut – und stärkt den gesunden Men- schenverstand, was wiederum sehr hilfreich für den wirtschaftlichen Erfolg ist. Dass Emotionen das wirtschaftliche Handeln vieler Akteure bestimmen, ist eine der wesent- lichen Erkenntnisse der Verhaltensforschung. Inzwischen hat sich aus ihr der Wissenschafts- zweig der Behavioral Finance herausgebildet. Dabei wird vor allem untersucht, wie sich Angst und Gier auf das Anlegerverhalten auswirken. Wie können sich selbst völlig irrelevante Infor- mationen auf Entscheidungen auswirken, wenn sie nur geschickt plaziert sind? Wie hoch ist das Risiko, das durch irrationales Verhalten entsteht? Die Forscher haben zum Beispiel fest- . m o c o t o h p k c o t s i i – t r A s o g r o o G ©  GCM 3 / 2017 gestellt, dass die Angst vor Verlusten Infor- mationen, die Sicherheit versprechen, ein höheres Gewicht gibt – selbst wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen und für die konkrete Situation völlig unbrauchbar sind. Was für Aktienmärkte mindestens seit Isaac Newtons berühmtem Zitat bekannt ist, er könne Sternenbahnen auf Zentime- ter und Sekunden genau berechnen, aber nicht, wohin eine verrückte Menge einen Börsenkurs treiben kann, das gilt auch für den Immobilienmarkt. Unbeherrschte Gier und Selbstüberschätzung, aber auch Angst und zu großer wirtschaftlicher Druck ver- leiten Investoren dazu, für einen poten- ziell schnellen Gewinn zu viel zu riskieren – in das Immobiliengeschäft übersetzt also ein Projekt zu übernehmen, das nicht komplett durchdacht ist, sondern auf An- nahmen und Scheingenauigkeiten beruht. Dabei zeigen hier menschliche Fehlurteile viel unmittelbarer Wirkung als bei ande- ren Anlageformen. Das liegt unter ande- rem daran, dass es selbst bei vergleichs- weise kleinen Investitionen um verhältnis- mäßig große Summen geht. Die Risi- kostreuung und Marktliquidität ist stärker eingeschränkt als zum Beispiel bei Aktien, der Verlust bei einem einzelnen Fehlgriff damit deutlich höher – während gleichzei- tig die Verlockung durch die in Aussicht stehenden Gewinne größer ist. Wie mit dieser Versuchung umgegangen wird, ist in der gegenwärtig guten Markt- lage mustergültig zu beobachten. Es domi- niert die selektive Wahrnehmung. Die Welt wird nach den eigenen Vorstellungen zurechtgebogen und in die entsprechen- den Kalkulationen gepresst. Nur wenige machen sich die Mühe, auch ein Szenario für die Zeiten zu entwerfen, in denen Prei- se und Mieten nicht nur nach oben und Zinsen nicht nur nach unten gehen. Eine solche Sichtweise trübt nur die Stimmung, stört den schönen Schein im derzeit so rei-

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