Page 8 - German Council Magazin 04.2019
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GERMAN COUNCIL . MOBILITÄT
transportieren und Soldaten rasch an die
Grenzen gelangen können. Hauptverkehrs-
schlagader ist die Königsstraße. Sie führt von
Persepolis im heutigen Iran bis nach Sardes
im Westen der heutigen Türkei. Gesäumt © Pictorial Press Ltd / Alamy Stock Photo
wird sie in kurzen Abständen von Wechsel-
stationen, an denen ermüdete Pferde und
Ochsen gegen ausgeruhte Tiere getauscht
werden. Des Königs Kuriere bewältigen so
die 2.699 Kilometer messende Distanz in nur
sieben Tagen.
Römisches Strassennetz umfasst
400.000 Kilometer
Im Römischen Reich werden Straßen und
Schiffe zu einer perfekten Verkehrsinfrastruk-
tur kombiniert. Schnelle Segler und Galeeren
bringen Waren über das Mittelmeer in ihre
Zielhäfen. Mit Kränen wird die Fracht auf Wa-
gen gehievt und mit ihnen auf den breiten ge- Der britische Erfinder, Ingenieur und Maschinenbauer Richard Trevithick entwickelte 1712 die erste funktionsfähige
pflasterten und im nahöstlichen Teil des Im- Dampflokomotive. Eine zeitgenössische Gravur seiner Lokomotive, die um 1803 in Coalbrookdale verwendet wurde
periums asphaltierten Vias zum Ziel trans-
portiert. Auf mehr als 400.000 Kilometer ad-
diert der britische Historiker Michael Grant gelingt es, die 1712 von seinem Landsmann ten Englands können erstmals Menschen mit
das Netz römischer Straßen zur Zeit seiner Thomas Newcomen erfundene Dampfma- der Kraft von Maschinen reisen. Nur 25 Jahre
größten Ausdehnung um 120 nach Christi, schine so kompakt zu gestalten, dass sie auf später sind in Europa und Nordamerika be-
als das Imperium von Großbritannien bis an ein schienengebundenes Fahrgestell gesetzt reits 38.022 Kilometer Schienen verlegt, 1880
den Persischen Golf reicht. Es ist eine Stre- werden kann. Die Dampflok ist erfunden. In sind es weltweit gar 367.235 Streckenkilome-
cke, die die 384.000 Kilometer messende Bergwerken zieht sie nun die schweren Loren, ter. Aktuell misst das globale Schienennetz
Dis tanz zwischen Erde und Mond übertrifft. gefüllt mit Kohle und Erzen, aus den Stollen 1,148 Millionen Kilometer.
heraus. 1825 nimmt die Stockton & Darlington
1804 beschert der britische Maschinenbauer Railway Company den Betrieb auf. Auf ihrem Doch jede Eisenbahn ist an ihren stählernen
Richard Trevithick der Straße Konkurrenz. Ihm 40 Kilometer langen Streckennetz im Nordos- Strang gebunden. Wer mit ihr fahren will,
muss erst zum nächsten Bahnhof gelangen.
Weder für den Individualverkehr noch für den
direkten Warentransport von der Fabrik zu
© ZU_09 – istockphoto.com den Geschäften sind die Dampfrösser geeig-
net. Erfinder und Ingenieure suchen deshalb
nach Wegen, das »Automobil« zu schaffen –
den sich selbst bewegenden Wagen, der
nicht an Schienen gebunden ist. Den Anfang
macht bereits 1769 der französische Artille-
rieoffizier Nicolas Joseph Cugnot. Das
Kriegsministerium hat ihn beauftragt, eine
Zugmaschine zu entwickeln, die Kanonen
selbst durch Morast schleppen kann, wo die
Kraft der Pferde versagt.
Tonnenschweres Ungetüm mit vier PS
Wie 35 Jahre später der Lokomotiven-Erfinder
Trevithick setzt auch Cugnot auf die Dampf-
maschine. Was er auf drei Räder stellt, ist ein
vier Tonnen schweres Ungetüm, das eine Ge-
Die dampfbetriebene »Fardier en Vapeur« des französischen Erfinders Nicolas-Joseph Cugnot (1725-1804) schwindigkeit von vier Stundenkilometern er-
gerät bei der Probefahrt im Jahr 1771 außer Kontrolle und beschädigt die Mauer des Pariser Arsenals reicht und dabei eine Kanone ziehen kann.
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